Kino

[...]Als ich irgendwann einmal in mein Zimmer zog - in meine neuen 5m2 - war da nichts. Nichts außer ein Stuhl, ein Bett, ein Schrank. Und ein Poster an der Wand. Dieses Poster zeigt Marilyn Monroe in der Mitte, Charly Chaplin rechts daneben und James Bond links neben ihr. Elvis Presley saß ebenfalls am Tisch. Die Szenerie war zweifelsfrei an das letzte Abendmahl von Jesus angelehnt.
Ich habe mich immer gefragt, woher dieses Poster stammt. Es war eine Art letzter Gruß meiner Vorgängerin. Und jetzt? [...]
Ich betrete das Kino nachdem ich es zuvor minutenlang gesucht habe. Wir klein es doch ist. Irgendwie urig und harmonisch. 
Ich werde an einen Tisch geleitet, auf dem ein Kärtchen mit der Nummer 14 drauf steht. ,,reserviert für Daniel” 
Rechtsaußen, vierte Reihe von hinten. Ich schaue durch den Kinosaal und sehe, an jedem Tisch eine kleine Tischlampe leuchtet. Im Hintergrund läuft leise Jazzmusik. Ruhig und besinnlich. Sie stimmt uns auf den Film ein. 
Ich sitze also an meinem Tisch und werde von einem Diener gefragt, was ich denn essen und trinken möchte. Ich entscheide mich für Popcorn - mittelgroß und eine Spezi. Ja, auch gern 0,4l. 
Ich warte - warte und warte.
Werbung. Aber keine Werbung von Coca Cola. Auch keine von Nike oder irgendeiner Bank. Ich sehe lokale Werbung, die selbstgemacht ist.  Eine die, Nicht auf bling-bling setzt, sondern auf Herz. Werbung, die auf einer Seite nicht amateurhafter hätte sein können und auf der anderen Seite aber auch nicht so vollgesteckt mit Herzblut. Werbung, die aus Meldorf kommt. 
Und dann: Ich bekomme meine Spezi und mein Popcorn. 
Ich trinke als die großen Scheinwerfer ausgehen und die Tischlampe verdimmen. Ganz schwach sind sie noch zu erkennen. Wie ein Kaminfeuer lodert es im Saal. 
Der Film beginnt. Zu sehen Ist eine Komödie. Zu sehen ist aber auch ein Drama, was man miteinander nicht besser hätte verpacken können. Zu Tränen gerührt - fast Bauchschmerzen vor Lachen. [...]
Der anti-Held, den man am Anfang nicht mochte, taut auf und deine anfänglichen Schwächen werden bekämpft. Er wird am Ende über sich hinaus wachsen und dort stehen, wo sie einst stand. Sie, die Protagonistin. [...] 
,,Nicht wirklich” waren die letzten Worte des Filmes - gerade als ich dachte, er würde sich langsam schließen. Doch dann wurde die Leinwand schwarz und weiße Letter traten hervor und signalisierten, dass der Film endet. [...] 
Schade. Das Licht geht an. Die Spezi ist ausgetrunken. Nur die Popcorntüte steht vor mir halbvoll. Und dann sehe ich da dieses blonde Lächeln. Ich sehe 007 in den King of Rock. Und ich weiß, woher das Poster an meiner Wand stammt. 

Natürlich habe ich nach einer Büchse Ausschau gehalten, die alte Filmposter inne hat. Aber leider waren zu dem Zeitpunkt alle Büchsen geleert worden.

Kommentare

Doro hat gesagt…
Sehr stimmungsvoll beschrieben- das Kino....
Auf Juist gibt es auch noch so eines- aber das werden A. und ich im Juni nicht sehen können....wir arbeiten ja!
Meine Empfehlung- zeig ihr DEIN Kino- sie wird es lieben....Grüße von Doro

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